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Russische Propaganda

Seit zwei Wochen arbeite ich im Epizentrum russischer Desinformation und Propaganda – aus deutscher Sicht zumindest. Mein Arbeitsplatz ist in Moskau in der Bogovaja Straße 3. Dort ist auf einem großen Areal der russische Staatssender Russia Today ansässig.

Von Gert Ewen Ungar

Ich habe in Deutschland bereits im Rahmen einer freien Mitarbeit viele Jahre für den deutschen Kanal von RT gearbeitet. Die Zusammenarbeit hat sich recht natürlich ergeben, denn ich betreibe einen Blog. Auf dem habe ich vor einigen Jahren angefangen, über meine Reisen und Erlebnisse in Russland zu schreiben.

RT deutsch, wie der deutsche Kanal des Netzwerks RT zunächst hieß, hat angefragt, ob er nicht Beiträge übernehmen könnte. Schließlich entstand daraus eine Zusammenarbeit. Für diese Zusammenarbeit wurde ich im den westlichen Werten verpflichteten Deutschland zunächst nur beschimpft, später dann auch bedroht. Aus diesem Grund habe ich mich vor einigen Monaten entschlossen, ein Arbeitsangebot von RT anzunehmen und nach Moskau umzuziehen.

Im Epizentrum der Desinformation

Deutschland wurde mir zu unsicher, zumal abzusehen ist, dass die Entwicklung zum Unguten nicht abgeschlossen ist. Man tut sich in Deutschland schwer mit abweichenden Meinungen. Es gibt die immer deutlichere Tendenz, sie zum Schweigen zu bringen, um eine inhaltliche Auseinandersetzung zu umgehen.

Das hat mit freiheitlicher Gesinnung und demokratischen Werten natürlich nichts zu tun. Aber ein relevanter Teil in deutscher Politik und deutschen Medien sieht die Fehlentwicklung nicht, fördert sie sogar aktiv. Zensur und Verbote nehmen zu. Der Mainstream fordert inzwischen sogar unverholen Strafverfolgung. Eine inhaltliche Auseinandersetzung findet nicht statt. Stattdessen wird kräftig diffamiert. Mit “Verschwörungstheoretikern”, “Covidioten” und “Putin-Trollen” redet man nicht. Deren Äußerungen sind nicht vom Recht auf freie Meinungsäußerung gedeckt, ist man sich in den entsprechenden Kreisen sicher.

Nun gut, die Geschichte nimmt eben ihren Lauf. Als Einzelner kann man da selbstverständlich nichts ausrichten. Auch die Gruppen, die diese Fehlentwicklung zwar sehen und versuchen sie zu korrigieren, sind noch zu klein und vor allem zu machtlos, um eine Änderung herbei zu führen.

Die Antifa als Schlägertrupp des Establishments

Ich habe an anderer Stelle bereits geschrieben, dass Deutschland über keine Mechanismen der Selbstkorrektur verfügt, die deutsche Gesellschaft als Ganzes besitzt auch keine Resilenz gegenüber Faschismus. Insbesondere weite Teile der Antifa sind für totalitäres Gedankengut, für Ausgrenzung und Diskrimnierung besonders anfällig. Unter anderem aus dieser Ecke kommen nämlich zahlreiche Drohungen nicht nur gegen mich. Auf die Fresse, damit du verstehst, welche Meinung man im freiheitlich-demokratischen Deutschland vertreten darf – und welche nicht.

Teile der Antifa übernehmen inzwischen Kontroll- und Überwachungsaufgaben als Bürgerwehren. Sie sind zum Schlägertrupp des Establishments verkommen. Eine ebenfalls sehr ungute Entwicklung. Für viele ist es in Deutschland dadurch inzwischen schwierig und wird absehbar noch schwieriger.

An meinem ersten Arbeitstag sollte ich in die Verwendung des Content-Management-Systems eingeführt werden. Ob ich einen Text hätte, wurde ich gefragt. Ich hatte keinen geeigneten auf Lager. “Dann schreib mal einen”, wurde mir gesagt. Also schrieb ich einen Text. Anhand dessen wurde mir das System erklärt. Am nächsten Tag wurde er veröffentlicht.

Seitdem sitze ich wahlweise im Büro, wahlweise zu Hause, such nach Themen und schreibe Texte, die dann veröffentlicht werden. Auf Anweisungen über was, wen und vor allem wie ich zu schreiben habe, warte ich bisher vergeblich. Im Epizentrum der russischen Propaganda areitet es sich recht frei. Freier zumindest als in den Redaktionsstuben des deutschen Mainstreams.

In Deutschland weiß man es eh besser

Ich bin mir recht sicher, dass von deutschen Sofas auf diese Aussage reagiert wird. Man kann die Behauptung, bei RT hätte man journalistische Freiheiten, die es in Deutschland nicht gibt, nicht unkommentiert stehen lassen. Man wird mich belehren. Das passiert ganz regelmäßig. Menschen, die noch nie in Russland waren, welche die Sprache nicht sprechen korrigieren mich auf Grundlage ihres Medienkonsums. Und auf Grundlage eines tief in der deutschen Gesellschaft verwurzelten Rassismus. Schließlich weiß man ganz sicher, wie der Russe so tickt. Nicht so freiheitlich wie die Deutschen nämlich.

Natürlich lässt sich einwenden, ich sei hier beschäftigt, weil ich eben eine bestimmte, russlandfreundliche Sicht auf die Dinge habe. Das ist in gewisser Weise auch richtig. Nur warum diese Sicht in Deutschland nicht formuliert werden darf, warum RT verboten ist und Menschen die sie dennoch formulieren, bedroht werden, ist damit eben nicht zu begründen. Das ist schlicht ein Zeichen für Totalitarismus.

Die Geschichte hat gezeigt: Deutschland verfügt nicht über die notwendigen Korrekturmechanismen und Selbstheilungskräfte, um aus eigener Kraft Fehlentwicklungen aufzuhalten oder gar umzukehren. Es mussten immer erst Kriege verloren gehen, um Deutschland in eine neue, freiheitliche Ordnung zu drängen. So wird es auch dieses Mal sein.
Allerdings habe ich auch den Eindruck, dass es bald so weit ist. Der militärische Teil des unter anderem von Deutschland aktiv herbei eskalierten Konflikts in der Ukraine nähert sich seinem Ende. Der Wirtschaftkrieg geht für Deutschland besonders hart verloren. Den Informationskrieg wird man später aufarbeiten und die notwendigen Konsequenzen daraus ziehen.

Die institutionelle Lösung, die nach dem Zweiten Weltkrieg mit der Etablierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks gefunden wurde, hat sich dabei als anfällig erwiesen. Die Ausrichtung der Redaktionen ist ausschließlich transatlantisch. Es fehlt an Vielfalt und Diversität. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk wurde so elementarer Teil der deutschen Propaganda. Das System ist an den gesetzlich formulierten Aufgaben und Zielen gescheitert. Es muss daher nach Ende der aktuellen Entwicklungen von Grund auf erneuert werden. Die Freiheit, die in den Raumen von RT herrscht, ist dabei auch deutschen Journalisten zu wünschen. Es würde dem deutschen Journalismus und der deutschen Gesellschaft gut tun.

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Autor: wayhomestudio
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