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Ukraine: Das Licht ausschalten

Die Zerstörung der Energiesysteme in der Ukraine geht weiter.

Ein Kommentar von Bernhard Horstmann

Aus der heutigen Gemengeliste, die vom russischen Verteidigungsministerium zur Verfügung gestellt wurde:

Am 17. November starteten die Streitkräfte der Russischen Föderation einen konzentrierten Luftschlag mit hochpräzisen Luft-, See- und Bodenwaffen mit großer Reichweite gegen die Einrichtungen der Militärkontrolle, der Verteidigungsindustrie sowie der damit verbundenen Treibstoff- und Energieinfrastruktur der Ukraine.

Die Ziele des Luftangriffs sind erreicht.

Alle Raketen haben die ihnen zugewiesenen Einrichtungen genau getroffen.

Ich habe keine Ahnung, ob die letzte Zeile wahr ist, aber es spielt keine große Rolle.

Der gezielte Einsatz von Luftschlägen gegen 330-Kilovolt-Transformatoren in verschiedenen Schaltstationen hat etwa 50 Prozent der Verteilungskapazität des ukrainischen Stromnetzes reduziert. Diese Transformatoren wiegen bis zu 200 Tonnen. Es gibt keinen Ersatz. Sie können sie nicht an der nächsten Ecke kaufen, sondern müssen sie mit jahrelanger Vorlaufzeit bestellen. Soweit ich das beurteilen kann, ist Russland derzeit der einzige Hersteller von Transformatoren dieses Typs.

Ist es nicht ein Kriegsverbrechen, genau jene Infrastruktur zu zerstören, welche die Zivilisten versorgt?

Das hängt von mehreren Faktoren ab: Wird die Infrastruktur ausschließlich zivil genutzt, ist die Zerstörung illegal. Aber die Strom- und Verkehrsinfrastruktur in der Ukraine wird für zivile UND militärische Zwecke genutzt. In einem kürzlich erschienenen Politico- Artikel bestätigen ukrainische Beamte dies sogar:

Die Ukraine teilt ihren Verbündeten mit, dass sie sich möglicherweise nicht von weiteren russischen Angriffen auf Energiesysteme erholen kann:

Ein unzuverlässiger Energiesektor könnte tödliche Folgen haben, sagen ukrainische Beamte. In jüngsten Gesprächen haben sie hinzugefügt, dass es die Lebensmittelproduktion und den Transport stoppen könnte – wichtige Dienste, die zur Unterstützung von Militäroperationen benötigt werden.

Die Gemengeliste enthält auch diesen merkwürdigen Punkt:

Der Luftschlag hat zur Neutralisierung der Produktionskapazitäten für Atomwaffen geführt.

Ich frage mich, wo und was das war:

Ein Lager mit Artilleriebewaffnung, das von westlichen Ländern geliefert und für den Einsatz an Truppen vorbereitet wurde, wurde zerstört.

Die Verlegung der Reservekräfte der Streitkräfte der Ukraine (AFU) und die Lieferung ausländischer Waffen in die Einsatzgebiete wurden vereitelt.

Der letzte Satz beschreibt den eigentlichen Zweck der Angriffe auf die Energiesysteme.

Der Energiemangel reduziert die Funktion des Eisenbahnnetzes, das Waffen aus dem Westen an die Ostfront bringt. Es macht die Verlegung von Einheiten von einem Frontabschnitt zum anderen sehr schwierig und zeitaufwändig. Es verschafft den russischen Streitkräften einen Vorteil, wenn sie den Schwerpunkt ihrer Angriffe von einer Ecke der Frontlinie zur anderen ändern.

Eine weitere Folge der Luftschläge gegen die Stromnetze und der darauf folgenden Stromausfälle in den Großstädten sind erneute Flüchtlingsströme, die Westeuropa erreichen wollen. Sie werden im Laufe der Zeit die öffentliche Meinung und die politischen Prioritäten dieser Länder verändern. Wenn sie den Krieg nicht beenden (indem sie die ständigen Waffenlieferungen einstellen – Anm. d. Red.), müssen sie die Flüchtlingslast tragen.

Bild: Ein ukrainischer Soldat patrouilliert in einem Dorf am Stadtrand von Charkiw, Ostukraine
Autor: manhhai
Quelle: flickr.com
Lizenz: CC BY 2.0
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