Dieser Straßenbelag hat es in sich, denn er besteht aus gebrauchten Windeln. Es ist kaum zu glauben, welche Berge von Windeln unser Nachwuchs so vollsch…
Von Jürgen Apitzsch
Das in Südwales ansässige Recyclingunternehmen NappiCycle macht sich dieses Windelgebirge nun zunutze, indem es Windelbehälter am Straßenrand aufstellt, in welchen umweltbewusste Eltern die Hinterlassenschaften ihrer Säuglinge entsorgen können.
Anschließend leert das Unternehmen die Behälter und verarbeitet die Windeln zu Pellets, aus denen dann zu guter Letzt ein Straßenbelag wird. Die walisische Regierung unterstützt das Pilotprojekt.
Der Gründer von NappiCycle, Robert Poyer, hat hierzu eine Methode entwickelt, mit welcher die gebrauchten Windeln gereinigt werden können. Anschließend wird das Windelmaterial für seine Wiederverwertung in Kunststoff- und Zellulosefasern getrennt. Während die Zellulose in Schul- und Bürotafeln, in Verkleidungen, Isolierungen und unter Laminatböden verwendet wird, werden die Kunststoffanteile recycelt.
Angesichts der drei Milliarden Einwegwindeln, die alljährlich in Großbritannien entsorgt werden müssen, lohnt sich da Geschäft. Jede Woche verarbeitet das Unternehmen 800.000 Windeln. Für das Straßenbauprojekt werden 4,3 Tonnen wiederverwertete Windelfasern dem Teer beigemischt, um die Haftung der Oberfläche zu verbessern und deren Haltbarkeit zu erhöhen. Poyer zufolge sind die Fasern kostengünstiger als jene, die normalerweise dem Straßenbelag zugesetzt werden.
Die Verarbeitung der gebrauchten Windeln kostet Poyer zufolge zwar noch 15 Prozent mehr als ihre Verbrennung oder Deponierung. Dafür erschafft man auf diesem Wege jedoch eine Ressource statt einer Belastung, so der Unternehmer. Der mit Windeln veredelte Asphalt bietet nicht nur eine bessere Haltbarkeit, er reduziert obendrein den CO2-Fußabdruck.
Bei dem Pilotprojekt entlang der A487 in der Nähe von Cardigan wurden rund 107.000 Windeln verwendet. Die Menge ist durchaus ausbaufähig angesichts der 400.000 Tonnen, die derzeit jedes Jahr auf Mülldeponien landen, wo deren biologischer Abbau bis zu 500 Jahre Zeit benötigt.
„Wir hoffen, mit diesem Versuch zeigen zu können, dass Windelabfälle auf unseren Straßen im gesamten Vereinigten Königreich weit verbreitet sein könnten“, so Poyer. Und solange man beim Fahren die Fenster geschlossen hält…
Bild: Tramper auf einem Highway
Autor: Gerd Altmann
Quelle: pixabay.com
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