Die aktualisierte Neuauflage von Albrecht Müllers “Glaube wenig, hinterfrage alles, denke selbst.” kommt zum richtigen Zeitpunkt. Es ist Krieg, die Propagandamaschine läuft auf Hochtouren.
Von Gert-Ewen Ungar
Die Manipulation und Einseitigkeit in den deutschen Medien ist erschreckend. Albrecht Müller hat seine Handreichungen zur Analyse und Abwehr von Manipulation, die in einer ersten Fassung bereits 2019 erschien, daher um aktuelle Themen erweitert. Es geht viel um den Krieg, um aggressive deutsche Politik und den politischen Willen zur Konfrontation.
Das im Westend-Verlag erschienene Buch ist wichtig. Klar gegliedert veranschaulicht Albrecht Müller in einem ersten Teil neunzehn Methoden der Manipulation. Hier finden sich die Taschenspielertricks der Meinungsmache. Es wird gezeigt, wie Kampagnen funktionieren, mit welchen Mitteln Gesellschaft geführt und gegängelt wird.
In der Gesamtschau wird deutlich, dass wir als Medienkonsumenten unentwegt Kampagnen ausgesetzt sind, die versuchen uns im Sinne der herrschenden Eliten zu steuern und zu manipulieren. Deutlich wird dabei auch, dass es eben nicht nur einzelne Journalisten oder nur einzelne Nachrichtenformate sind, die sich der Propaganda verschrieben haben.
Die Methoden, die Müller auflistet, funktionieren am besten in einer im wesentlichen gleichgeschalteten Medienlandschaft. Einheitliche Sprachregelungen, Wording, permanente Wiederholungen sowie all die anderen Strategien der Meinungsmache sind Techniken, die breit angelegt sein müssen. Von der Bild über den Spiegel bis hin zu taz müssen sich alle Blätter und Formate der gleichen Begrifflichkeiten bedienen, müssen die immer gleichen Messages wiederholt werden, erst dann entsteht der Eindruck von Wahrheit.
Einer Wahrheit, die dann allerdings von den realen Bezügen entkoppelt ist, einer Wahrheit, die medial kreiert wurde. Es ist das Verdienst von Albrecht Müller dies anschaulich und klar verständlich aufgezeigt zu haben.
Techniken der Meinungsmache
Nachdem gezeigt wurde, mit welchen Methoden der Meinungsmache gearbeitet wird, widmet sich das Buch in einem zweiten Teil den Kampagnen der deutschen Presse. Albrecht Müller ist seit langer Zeit damit beschäftigt, den deutschen Kampagnenjournalismus zu enttarnen.
Bereits in seinem Buch “Die Reformlüge” von 2004 weist er nach, wie faktisch gleichgeschaltete Medien die Bereitschaft in der Bevölkerung erhöhen sollen, negative und schädliche Veränderungen zu Ungunsten der Bürger mitzutragen. Für jene, die Albrecht Müller folgen, finden sich daher in seiner Auflistung von Kampagnen zahlreiche bekannte Themen wieder.
Aber auch für diese Gruppe ist das Buch lesenswert, denn die aktualisierte Ausgabe wurde erweitert. Aufgenommen wurden die Kampagnen zur Corona-Pandemie, es gibt eine Auseinandersetzung mit dem Koalitionsvertrag und den Gründen sowie natürlich mit den medialen Kampagnen zum Krieg in der Ukraine. Damit zeigt Albrecht Müller, wie wichtig die Auseinandersetzung mit den Techniken der Meinungsmache ist. Manipulation ist ein unabgeschlossener Prozess, der sich immer wieder aktualisiert.
Die Gedanken der Bürger sind ein hart umkämpftes Schlachtfeld. Das Buch macht deutlich, wie wichtig es ist, die Methoden zu durchschauen und sich zu vergegenwärtigen, dass diese in jeder neuen historischen Situation neu zur Anwendung kommen. In Zeiten des Kriegs, in Zeiten einer neuen globalen Konfrontation ist dieses Wissen besonders wichtig.
Die gesellschaftliche Antwort
Was aber bleibt von all dem? Im letzten Teil seines Buches geht es um die Anwendung. Die Anwendung besteht in der Kommunikation und im Zusammenschluss. Es geht darum, eine kritische Gegenöffentlichkeit herzustellen, die widerspricht, die sich einmischt, die Kampagnen offen legt und aufklärt. Das kann man nicht allein. Dazu bedarf es einer in Geist verbundenen Gemeinschaft.
Trotz der im Kern bedrückenden Thematik, entlässt das Buch den Leser positiv gestimmt – auf der Suche nach Gleichgesinnten, nach Austausch und im Glauben daran, dass Aufklärung Wandel zum Besseren bringen kann.
Das Buch “Glaube wenig, hinterfrage alles, denke selbst” ist im Westend Verlag erschienen und kann hier bestellt werden.
Bild: Der Volkswirt, Politiker, einstige Wahlkampfleiter von Willy Brandt und Publizist Albrecht Müller während einer Diskussion in der Zentrale der Friedrich-Ebert-Stiftung. Er ist einer der Herausgeber der Nachdenkseiten
Autor: Sir James
Quelle: wikimedia.org
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